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Reflexionen #3

MAGIE DER FARBE — Pastose Malerei, Farbkörper, Farbräume.

Das Katalogbuch zur Ausstellung in der Kunsthalle Osnabrück in 2009, mit Texten von: Dr. Andreas Vohwinckel, Prof. Dr. Peter Anselm Riedel, Rüdiger Heinze, Margriet van Seumeren, André Lindhorst, Marike van der Knaap u.a.

Teilnehmende Künstler: Bram Bogart, Dieter Krieg, Jochen Schambeck, Eugene Leroy, Justus Jahn, Zebedee Jones, Matthias Lutzeyer, Erik Oldenhof, Marie Jose Robben, Werner Knaupp, Patrick Rohner, Michael Tönges, Bernd Schwarting, Rainer Splitt, Kees van Bohemen, Theo Wolvekamp u.a.

Kuratoren waren der Leiter der Kunsthalle, André Lindhorst, und der Künstlerkurator Jan de Beus. Die Kunsthalle Osnabrück befindet sich in der gotischen früheren Klosterkirche des ehemaligen Klosters zum Heiligen Kreuz des Dominikanerordens. Die imponierende räumliche Situation auf über 1000 m2 gab der „farbigen“ Schau den optimalen Rahmen! Von mir wurden in der Kunsthalle 11 meiner Hiberna-Gemälde und vier meiner farbig gefassten Skulpturen gezeigt.

Mein Künstlerfreund Werner Knaupp und ich waren damals mit der Bahn angereist und hatten auf der viele Stunden dauernden Fahrt nach langem wieder einmal genügend Zeit, uns auszutauschen. Wir hatten uns bereits in 2001 kennengelernt und angefreundet. Seine Künstlerfreundschaften mit Gotthard Graubner, Gerhard Richter, Horst Antes oder auch mit dem Pianisten Alfred Brendel sind immer für interessante Annekdoten gut. Brendel hatte ich einmal in Werners Atelier kennengelernt – eine beeindruckende Persönlichkeit; damals ist er noch aktiv aufgetreten. Er hat sich Zeit seines Lebens für zeitgenössische Kunst interessiert und diese auch gesammelt. Er ist übrigens der erste Pianist, der Beethovens Klavierwerke komplett aufgenommen hat. Brendel ist außerdem Essayist; seine Aufsätze zu seiner Musik sind in mehreren Sammelbänden erschienen. In „Nachdenken über Musik“ beschäftigt er sich mit Beethoven, Schubert, Liszt, Busoni und mit Fragen der Interpretation dieser Komponisten.

Knaupp hatte in 2009 gerade die Entwicklung hin zu seinen riesigen schwarzen Meerbildern („Westmänner-Inseln“) abgeschlossen. Im selben Jahr erschien dann auch das vom Verlag für moderne Kunst Nürnberg aufgelegte Katalogbuch, das diesen Werkzyklus begleitete. Den einführenden Text verfasste wieder sein alter Förderer Prof. Anselm Riedl. Über das Werk von Werner haben viele bekannte Kritiker geschrieben. Riedl aber ist über Jahrzehnte wohl am tiefsten in sein Werk eingetaucht. Interessante Essays gibt es von Dr. Renate Wiehager „Im magnetischen Kräftefeld zwischen Kosmos und Nukleus" (2000), Dr. Lucius Grisebach, dem langjährigen Leiter der Nürnberger Kunsthalle („Werner Knaupp - Berge"), oder von Dr. Thomas Heyden, dem Kurator am Neuen Museum in Nürnberg „Die Perspektive der Käfer" (2014). Einer der älteren Texte, den ich besonders schätze, ist der von Franz Joseph van der Grinten „Aus der Distanz ins Zentrum. Werner Knaupps eindringliche Formensprache jenseits des Schönen" (1981). Ich hatte Werner meinen Graphikerfreund ans Herz gelegt, mit dem er dieses opulente Buchprojekt dann auch adäquat umsetzen konnte. Dieser hatte beim Wettbewerb „Die schönsten deutschen Bücher" schon einmal den 1. Platz der Frankfurter Stiftung Buchkunst belegt. Ich wusste somit, das dieses Projekt in den besten Händen lag.

Insbesondere die drei großen (240x620 cm) vierteiligen Polyptychen „Westmännerinseln" halte ich nach wie vor für ebenso wichtig in der europäischen Kunstgeschichte wie z.B. das Bild von Kasimir Malewitsch „Schwarzes Quadrat auf weißem Grund" von 1915, das im selben Jahr erstmals in der Tretjakow Galerie in Moskau ausgestellt wurde.
Eine kühne Behauptung – aber die Zeit wird zeigen ob ich richtig liege.

Reflexionen #3

In dieser Schau in der Kunsthalle Osnabrück habe ich neue künstlerische Positionen kennengelernt, die mich bis heute anregen – vor allem den Karlsruher Jochen Schambeck, von dem ich schon vorher Kataloge in meiner Bibliothek hatte; dann die strengen weißen Streifenbilder von Erik Oldenhof aus Amsterdam; oder den Niederländer Jan de Beus, der die Triebkräfte der Farbe zelebriert.

Am erstaunlichsten war die Wiederbegegnung mit Justus Jahn und seinen Werken. Der Künstler ist heute leider fast vergessen. Seine denkwürdige Ausstellung hatte ich 1985 im Württembergischen Kunstverein gesehen. Er lebt heute völlig zurückgezogen im Norden von Finnland und verkauft dort Landmaschinen. Traurig aber wahr: Einer der wichtigen deutschen Maler verschwindet im Nirgendwo, weil er hier keine Möglichkeiten mehr sah.

Ein weiterer Teilnehmer war Bram Bogart, der sein Kommen angekündigt hatte, dies jedoch aus gesundheitlichen Gründen leider nicht wahrmachen konnte. Ihm bin ich in seinen späten Jahren in der Galerie Marianne Hennemann in Bonn begegnet. Marianne Hennemann hatte ich 2008 auf der Art Cologne kennengelernt, wo ich bei der Galerie Rothe aus Frankfurt vertreten war. Ab 2010 zeigte dann auch Hennemann auf der Art Cologne mehrfach meine Gemälde.

Reflexionen #3